Marvel’s Spider-Man Review: Der Tarzan von New York

Der freundlich spinnende Nachbarschafts-Held Spider-Man ist zurück und schwingt sich über die PlayStation 4. Dabei hat er auch einen ganz schönen Hit gelandet. Spider-Man gilt als das am schnellsten verkaufte Spiel in der UK und hat sogar einen God of War mit fast doppelt so vielen Verkäufen weit überholt. Doch was der Superhelden Blockbuster in Spielform wirklich kann, das lest ihr jetzt.

Auch ein Superheld wie Peter Parker hat es nicht immer einfach. Obwohl dieser sich bereits seit acht Jahren im Superhelden-Business befindet und so schon einiges an Bösewichten erledigt hat, kommt er trotzdem nicht um Mietschulden und Stress mit seiner Ex-Freundin herum. Wo er College und die High-School hinter sich gelassen hat, versucht er nun als junger Erwachsener seinen Platz in der Welt zu finden. Doch die Balance zu halten, zwischen dem Superhelden und dem normalen Kerl, gestaltet sich schwierig. Nachdem er zu Beginn des Spiels den selbsternannten „Beschützer der Stadt“ und eigentlichen König der organisierten Kriminalität Wilson Fisk (unter anderem bekannt aus der Netflix Serie um den blinden Super-Anwalt Daredevil), fragt sich Spider-Man, was er noch mit seinem Leben anfangen will, außer Bösewichte hinter Gitter zu bringen. Doch natürlich sind all diese Überlegungen umsonst und schon befindet er sich Hals über Kopf in seinem nächsten Abenteuer, um New York vor ominösen Dämonen zu schützen. Das Chaos ist komplett.

New York ist dabei wunderschön und natürlich offen. Die Stadt ist sehr lebendig und wenn man auf den Straßen herum läuft, passiert es nicht selten dass die NPCs begeistert aufschreien, da sie endlich ihren Superheld Spider-Man zu Gesicht bekommen oder ihn sogar nach einem Foto fragen. Man fühlt sich wirklich wie eine lokale Berühmtheit. Dazu kommt noch das unglaublich charmante Feature, dass man zu jedem NPC freundlich sein und High-Fives verteilen kann.  Die Marvel-Version von Manhattan verhält sich auch in anderen Bereichen sehr dynamisch, vor allem was das Fortschreiten der Story angeht. So verändert sich die Stadt und die Atmosphäre in dieser, je weiter man in der Hauptstory ist. Das ist spannend, denn gerade bei Open-World Spielen hat man oft den Eindruck, dass die Geschehnisse der Hauptstory auf die Umwelt überhaupt keinen Einfluss haben, doch hier wird Manhattan sehr stark von den Storymissionen beeinflusst. Lediglich auf einen flexiblen Tag – und Nachtwechsel wurde verzichtet. Dennoch ist das nicht wirklich ein Minuspunkt, denn die Tageszeiten gliedern sich gut in die Story ein.

Und es fühlt sich wie fliegen an

Die Stadt wirkt nicht nur sehr lebendig, sondern auch randvoll gefüllt mit Aktivitäten. Während man also munter zwischen den Gebäuden hin und herschwingt, lassen sich allesamt Sachen sammeln oder Nebenaktivitäten verfolgen. Die meisten dieser machen auch sehr großen Spaß und lohnen sich, wie die Rucksäcke mit Easter-Eggs und Anekdoten aus dem Leben des Peter Parkers, oder dem Abklappern verschiedener Sehenswürdigkeiten New Yorks. Dennoch ist die Stadt schon beinahe etwas zu voll gepackt mit diesen Tätigkeiten und nach der fünften Taube die man fangen muss oder nach der dritten Baustelle, die man von Bösewichten befreit, wird das ganze anstrengend und artet eher in ein Abarbeiten der Nebenmissionen aus, als dass man daran noch richtigen Spaß hat.

Nichtsdestotrotz lohnt sich das Herumschwingen in New York, denn selten hat die Fortbewegung in einem Spiel so viel Spaß gemacht wie in Marvel’s Spider-Man. Die Bewegungsabläufe sind sehr flüssig und was das Spiel bereits zu Beginn gut gemacht hat, kann im Laufe der Zeit durch Fähigkeiten des relativ überschaubaren, aber dennoch ausreichenden Skilltrees weiter ausgebaut werden, sodass Spidey ganze Kunststücke in der Luft hinlegen kann. Das Schwingen und Sprinten funktioniert so gut, dass man direkt traurig ist, wenn man im echten Leben in der Stadt wieder langweilig zu Fuß gehen muss. Jedes Gebäude in New York lässt sich erklimmen, von jeder Straßenlaterne lassen sich die NPCs beobachten. Auch bietet die Herumschwingerei in New York ihre ganz eigene Herausforderung, denn für Schnelligkeit und Präzision ist ein gewisses Timing von Nöten. Hat man den Trick dann aber heraus, ist das Tempogefühl perfekt.

Das Herumschwingen von großen Gebäuden gibt den Blick auf die wunderschöne Stadt frei.

Das Nahkampfsystem ist sehr ausgefeilt und verfügt über zahlreiche Tastenkombinationen und Taktiken, wie man seine Gegner zur Strecke bringen kann. So gibt es die verschiedensten Spezialattacken, die es alle zu verinnerlichen gilt, damit ein Kampf nicht langweilig oder repetitiv wird. Man schwingt sich auf einen Gegner zu, erledigt ihn in der Luft, spinnt ihn ein, duckt sich, rutscht unter den Beinen durch. Im Menü gibt es sogar eine ganze Liste von Bewegungsabläufen, die sich im Kampf einsetzen lassen. Das Niederprügeln von Gegnern sorgt so stetig für Adrenalinkicks.
Auch Schleichattacken funktionieren einwandfrei, sodass sich ganze Areale in ruhiger Stealth-Manier erledigen lassen. Besonders nett: Durch Spideys Scannfunktion wird dem Spieler gesagt, bei welchem Gegner es sicher ist, ihn zu beseitigen und bei welchem man mit ziemlicher Sicherheit auffliegt. Ist das der Fall, lohnt es sich Ablenkungstaktiken einzusetzen um Gegner in eine Ecke zu locken, wo man sie lautlos und unauffällig an die Decke spinnen kann.

Spider-Man, der normale Superheld

Die schwierige Balance zwischen Peter Parker, einem eigentlich ganz normalen Kerl und Spider-Man, dem freundlichen Superhelden, der Kriminalität auf dem Nachhauseweg bekämpft, wurde exzellent porträtiert und so passiert es nicht selten, dass Spidey, während er gerade von einem Hausdach zum nächsten springt, mit seiner Tante am Telefon oder langjährigen Liebschaft MJ über das Abendessen plaudert. Dieser starke Kontrast  von Peter Parkers beiden Persönlichkeiten ist sowohl total abstrus, als auch unendlich herzerwärmend, wie der Rest der Charaktere übrigens auch. Im gesamten Spiel merkt man an vielen Stellen, mit welcher Liebe zum Genre, zu den Spielern, zur Welt und zur Geschichte gearbeitet wurde. Und das sage ich nicht nur, weil Marvel’s Spider-Man das einzige Videospiel ist, in dessen Welt man mehr als nur einmal auf eine Pride-Flagge stößt.

Was in den meisten Superhelden-Filmen zu kurz kommt, ist bei Marvel’s Spider-Man auf den Punkt gebracht worden: Die kleinen, emotionalen Momente und Dialoge, die die Augen feucht werden lassen. Die Charaktere haben untereinander eine sehr starke und warme Dynamik, die man gerne verfolgt und von der man mehr sehen will. Sie sind alle authentisch in ihren Aktionen, selbst die Motivationen der Bösewichte lassen sich allesamt nachvollziehen. Wer sich wirklich als Bösewicht herausstellt ist zwar im Vorfeld recht voraussehbar, dafür haben diese ihre eigenen Sorgen und Bedürfnisse und sind nicht eindimensional, wie man das oft von Superhelden-Filme kennt. So erzählt Marvel’s Spider-Man eine ganz besondere Superhelden-Story, die man vielleicht zunächst gar nicht so tiefgreifend und intensiv erwartet hätte.

Ein Selfie vor dem weltbekannten Avengers-Tower darf natürlich nicht fehlen.

Neben den emotionalen Momenten kommt die Action natürlich auch nicht zu kurz. Die Cutscenes sehen hervorragend aus, die Gesichter sind hochgradig detailliert und bei Explosionen, fliegenden Autos und abstürzenden Helikoptern vergisst man beinahe, dass man hier gerade ein Videospiel vor sich hat und nicht bei dem neuesten Avenger-Blockbuster im Kino sitzt. Das wird untermalt vom absolut perfekt passenden Soundtrack mit heroischen Klängen, die einen selbst zum Superheld werden lassen.

Nicht nur was für Marvel-Fans

Selbst für mich, der in das MCU kaum involviert ist, bietet Marvel’s Spider-Man viele Stunden an Spielspaß. Die Stadt strahlt großen Charme aus und die vielen kleinen Easter-Eggs, auch aus den Marvel Netflix-Serien wie Daredevil oder Jessica Jones tun ihr übriges. Die Charaktere sind liebevoll geschrieben, die Story ist emotional und greift tiefer als manch andere Medien mit Superhelden, das Kampfsystem ist spaßig und das Herumschwingen in New York ein einzigartiges Feature, das brillant funktioniert.

Marvel’s Spider-Man ist ein Abenteuer, das man so noch nicht erlebt hat und ein heißer Anwärter, Spiel des Jahres 2018 zu werden.


Marvel’s Spider-Man
Datum der Erstveröffentlichung: 
7. September 2017
Entwickler: Insomniac Games
Publisher: Sony Interactive Entertainement
Plattformen: PlayStation 4, PlayStation 4 Pro (Testsystem)
Kaufen: Standart-Version* (PS4)Special-Edition* (PS4)

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Vielen Dank an Sony für die Bereitstellung des Rezensions-Exemplars! 

Fazit
Marvel's Spider-Man ist ein Superhelden Spiel durch und durch, eignet sich aber auch für diejenigen, die mit dem Genre oder Spider-Man selbst wenig anfangen können. Das Kampfsystem macht Spaß, das Bewegungssystem macht Spaß und die Story macht Spaß. Ein tolles Gesamtpaket von einem Spiel, mit dem man etliche Stunden voller Freude verbringen kann.
Pros
Spaßiges Kampfsystem
"Schwing" - Dynamik von Spidey perfekt ausgearbeitet
Berührende Superhelden-Story
Cons
Viele Sammelitems
Repetetive Welt
82

About Marina

Studiert irgendwas mit Medien. Spielt am liebsten auf der PS4, liebt alles was eine dramatische Story hat, am liebsten aber Games mit bärtigen und grummeligen Männern. Ist auf Twitter am coolsten. Chefin bei dieletztevoneuch.de. PR-Mensch bei GameNotify.

2 thoughts on “Marvel’s Spider-Man Review: Der Tarzan von New York

  1. Hey!
    Hach, darauf freue ich mich ja auch schon sehr. Besonders der letzte Punkt ist mir wichtig. Zwar kenne ich ein paar Filme & Serien aus dem MCU, aber irgendwie bin ich eher im Team DC haha. Die Marvel Filme haben selten einen Mehrwert für mich, oft vergesse ich nach dem Gucken schon wieder das meiste. Spider Man kenne ich nur die alten Filme, da sollte ich mir mal den/die neuen anschauen, weiß gar nicht was es da so gibt.
    Am 19. werde ich die Special Edition bestellen, und zwar über deinen Link hier 🙂

    Liebe Grüße,
    Nicci

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