Sie ist zurück. Und sie ist done with your shit.
Im Text erfolgen kleinere Spoiler zum Verlauf der Show. Also besser vorher ansehen!
Nach der erfolgreichen ersten Staffel rund um Marvels Anti-Heldin Jessica Jones ging dieses Netflix Original jetzt am 8. März 2018 in die zweite Runde.
Wie schon im ersten Teil teilweise, geht es auch in der zweiten Staffel um Jessicas Vergangenheit.
Die Zeit zwischen dem Autounfall, bei der Jessicas Familie ums Leben gekommen ist und ihrer Adoption von Trish „Patsy“ Walkers Familie, stellt ein großes Mysterium dar. Zwischen Aufzeichnungen vom Krankenhaus und dem Wiedererlangen ihrer Erinnerung fehlen zwanzig Tage.
Zwanzig Tage, in denen sonst was mit Jessica passiert sein könnte, was auch eine Erklärung dafür wäre, woher sie ihre „Superkräfte“ bekommen hat.
Dieser Fall wird angeleiert von Trish Walker, die einer geheimnisvollen Firma die dafür verantwortlich sein könnte, IGH, auf die Schliche kommen will. Doch dieses Vorhaben stellt ihre Karriere und Beziehung zu ihrer Adoptivschwester auf eine harte Probe.
Für Jessica, die nach den Ereignissen vom Ende von Staffel 1 und Kilgraves Einfluss immer noch sehr gebeutelt ist, mehr trinkt als vorher und sich noch mehr abschottet, beginnt ein sehr persönlicher Fall, ein Trip zur Selbsterkenntnis, begleitet von den Schwierigkeiten der Superhelden-Thematik, Schuldgefühlen und Zweifel – vor allem an sich selbst aber auch an ihren engsten Freunden.
Die erste Hälfte der Show erfolgt in gewohnter Manier.
Der Fall wird aufgezogen, alle bekannten Charaktere kommen dazu und es ist spannend. Wer ist der Böse? Was passierte mit Jessica? Wieso passierte das?
Man fiebert mit, ein sehr guter Spannungsbogen wird aufgebaut. Nach dem schockierenden Plottwist in der Mitte der Show, verliert dieser aber leider an Standfestigkeit.
Jessicas Mutter, von ihr seit 17 Jahren tot geglaubt, hat sich mit dem Wissenschaftler zusammengetan, der einst illegale Experimente an anderen Patienten und ihr durchgeführt hat, was Jessica die unglaubliche Stärke verliehen hat. Auch Jessicas Mutter wurden diese Kräfte verliehen, allerdings ist sie viel stärker als ihre Tochter und von den Handlungen von IGH überzeugt, weshalb sie alle Personen, die IGH hätten auffliegen lassen können, kurzerhand aus dem Weg räumt.
Ab dem Plottwist folgt in der Show ein hin und her, ein hoch und runter, ein Twist zwischen gut und böse, der sich bis zum Finale hinzieht. Für mich einen Tick zu lang.
Man weiß nicht wohin mit den Emotionen. Sollte man mit diesem Villain, der Mutter jetzt sympathisieren, oder nicht? Mit diesem Konflikt geht es einem wie Jessica selbst. Sie steht zwischen der Moral und einer Herzens,- beziehungsweise Familienangelegenheit. Die Frage nach dem was richtig ist, kann nicht beantwortet werden.
Für den Zuschauer ist dieser Konflikt aber eher anstrengend und ermüdend und generell geht hier einiges an Struktur verloren. Staffel 1 war diesbezüglich weitaus intensiver und fesselnder.
Das Finale der Show ist in sich rund, aber dennoch irgendwie unbefriedigend. Es bleibt zu hoffen, dass eine dritte Staffel neue Facetten aufrollt und Jessica Frieden findet.
Jessica Jones ist aber trotzdem fantastisch. Es ist eine Show gemacht von starken Frauen für starke Frauen. Jede einzelne Episode hat einen weiblichen Regisseur und Writer und diesen Einfluss merkt man gewaltig. In welcher anderen Show, wird sowas Alltägliches wie das Fehlen von einem Notfall-Tampon auf dem Klo thematisiert?
Auch die #metoo Debatte wird zufriedenstellend aufgegriffen. So muss sich Trish etwa ihrem Widersacher aus der Kindheit stellen, der einiges auf die Nase bekommt. Auch wird gezeigt, was das fragile männliche Ego an Auswirkungen haben kann. Manche Männer können einfach nicht damit umgehen wenn eine Frau in etwas besser ist, als sie selbst.
„I never take no for an answer.“
– „How rapey of you.“
Jede Frau in dieser Serie hat ihren Stellenwert, jede trägt etwas zum Verlauf der Geschichte bei, jede hat ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Dämonen und keine dient dazu ein langweiliger Sidekick zu sein, der nur gut aussieht.
Sei es Trish, die von ihrem Ehrgeiz und Minderwertigkeitskomplexen angetrieben wird, oder die Anwältin Jeri Hogarth, die nach einer schweren Diagnose vor der Entscheidung steht, aufzugeben oder weiterzukämpfen.
Die Frauen in Jessica Jones sind alle irgendwo „schwach“, haben Fehler, handeln inkorrekt. Sie sind aber gleichzeitig unglaublich stark. Für eine „starke Frauenrolle“ braucht es nicht immer Frauen, die anderen in den Hintern kicken, mit viel Muskeln und ausgeprägter Kampffähigkeit.
Eine „starke Frau“ ist auch eine, die sich hübsch anzieht, keine Superkräfte oder eine unheilbare Krankheit hat.
Eben diese Nebenplotlines geben den Charakteren neben Jessica etwas zum erzählen, ein Grund weshalb sie da sind. Sie sind absolut glaubwürdig und detailreich inszeniert und nicht nur dazu da, um den eigentlichen Plot um Jessica zu strecken. Die Dynamik zwischen dem Hauptcharakter und den Nebencharakteren ist es, was diese Show so bemerkenswert macht.
Jessica Jones erzählt die Geschichte von einer traumatisierten Kämpferin, die sich zurück ins Leben boxen muss, um überhaupt erst erfahren zu können, was Leben bedeutet.
Es zeigt auch auf, was es bedeutet ein Held zu sein und dass man auch ohne Superkräfte und in seinen schwächsten Momenten einer sein kann.
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Jessica Jones Staffel 2
Erscheinungsdatum: 8. März 2018
Streamt auf: Netflix
Genre: Drama
Creator: Melissa Rosenberg
Mit: Krysten Ritter, Rachael Taylor, David Tennant, Carrie-Annie Moss, Eka Darville
Weitere Quellen: Rotten Tomatoes
Hey!
Super cooler Beitrag, danke dafür.
Ich habe deinen Blog eben zufällig bei Red Riding Rogue im Kommentar entdeckt und werde mal ein wenig stöbern.
Deine Themen interessieren mich sehr.
Jessica Jones mag ich total, mir gefiel die 2. Staffel durch die Integration ihrer Familie noch besser.
Liebe Grüße,
Nicci
Hey dankeschön! Ja so schlecht war die zweite Season nicht, aber für mich kommt sie nicht an die mit Killgrave ran. Ich hoffe ansonsten du findest hier noch weiteres was dich interessiert. Liebe Grüße zurück!