The Last of Us, The Walking Dead & Co: Meine Liebe zur Postapokalypse

Wenn man mich kennt, weiß man eines: Ich liebe die Postapokalypse. Vor allem in Videospielen. Jeder weiß wohl, welches Spiel mein allerliebstes ist, aber auch die Fernsehsendung The Walking Dead habe ich noch nicht abgebrochen, obwohl das Writing Staffel für Staffel den Bach heruntergeht.

Letzte Woche habe ich im Ranking über meine liebsten postapokalyptischen Szenarien geschrieben und diese Woche soll jetzt folgende Frage beantwortet werden:

Warum hege ich sie, diese Liebe zu diesem düsteren Setting?


Action, Blut und Splatter

Okay. Manche Leute werden sich jetzt sicherlich fragen „Was stimmt mit ihr nicht?“, doch ich muss zugeben, dass ich diesen Mix ganz gern hab. In mir steckt vielleicht ein kleiner Psycho. Aber jeder mag doch Action-Filme?
Wo ich Serien und Filme mit FSK12 Ranking beinahe langweilig finde, komme ich im Apokalypsen-Genre voll auf meine Kosten.
Explosionen, Schießereien, Horden von Zombies …. Gewalt und wann Menschen sie anwenden, fasziniert mich.  In Serien wie The Walking Dead gibt es all sowas.
Spezial-Effekte machen Spaß und sind leichte Unterhaltung. Vorausgesetzt man hat keinen schwachen Magen.


Ich liebe Verzweiflung

Ich liebe dramatische Geschichten. Ich liebe Charaktere mit trauriger Background-Story. Ich liebe Erzählungen über Schicksalsschläge. Dramas gehören bei mir zum absoluten Lieblings-Genre und selten gucke oder spiele ich etwas, das mir Lacher beschert. Man mag meinen, dass das echte Leben schon traurig genug sei und dass man sich deshalb fröhliche fiktive Geschichten suchen soll, aber nicht mit mir. Die meisten Komödien haben einen flachen Plot und bieten keinen Mehrwert für mich, außer zwei oder mehr Stunden erzwungene Lacher. Dramatische Geschichten brennen sich hingegen ein und ich denke noch Tage später über sie nach. Ich liebe es dabei, mich in Charaktere einzufinden, mich in sie zu verlieben und hasse es, wenn diese dann sterben…
Bei dramatischen und herzzerreißenden Storys gibt es immer etwas zum Mitfiebern.
Selten liebe ich etwas, bei dem mir nicht die Tränen gekommen sind. Und in welchem Genre lässt sich beißende Verzweiflung und Überlebenskampf besser darstellen, als in einem Szenario, bei dem die Welt zugrunde geht?

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Flucht aus dem Alltag

Jede Sorte der Fiktion und jedes Genre bietet in gewissermaßen eine Flucht aus dem Alltag. Deshalb mögen die Menschen ja so gerne Videospiele, Filme und Bücher. Dennoch steckt hinter der Apokalypse ein anderer Hintergedanke. Das Leben in einer Apokalypse erscheint so einfach – einfacher vielleicht, als uns unser jetziges Leben in dieser Gesellschaft.
In einer Apokalypse ist es egal wo du herkommst, es ist egal welche Hautfarbe, Geschlecht oder Sexualität du hast. In einer Apokalypse ist es egal, was du studiert hast oder was du nach deinem Abitur gemacht hast. In einer Apokalypse muss man nicht mehr über seine Zukunft nachdenken, weil es keine Zukunft gibt. Du brauchst keine Angst mehr davor haben, keinen Studienplatz zu bekommen und du brauchst in keine Panik zu verfallen, wenn du nicht weißt, was du mit deinem Leben anfangen sollst.
Wo uns in unserer jetzigen Zeit die vielen Möglichkeiten die sich uns bieten, beinahe zu erdrücken scheinen, gibt es all diese Möglichkeiten am Ende der Welt nicht mehr.
Wir haben die augenscheinliche Freiheit, alles tun zu können, was wir wollen.
Doch ist das wirklich Freiheit? Das Leben breitet sich vor den eigenen Füßen aus, doch wissen wir nicht, welchen Weg wir einschlagen sollen. Die vielen Chancen die wir haben, engen uns paradoxerweise ein und wir fühlen uns gefangen. Gefangen in der unendlichen,  weiten Welt.
Die Freiheit in einer Apokalypse ist dagegen eine ganz andere: Es ist vollkommen egal, was wir mit uns anfangen. Es kommt nur darauf an, zu überleben und den nächsten Sonnenaufgang zu sehen. Es erscheint so simpel. Nur die grundsätzlichen menschlichen Bedürfnisse sind wichtig, etwas zu essen zu haben, einen Schlafplatz und genügend Kugeln.
(Natürlich ist mir bewusst, dass eine Apokalypse etwas Furchtbares ist und wahrscheinlich noch viel mehr Probleme mit sich bringen würde, als sie löst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie nicht mal überleben würde. Aber hey, es fühlt sich verdammt gut an mal nicht darüber nachdenken zu müssen, mit was man sein Geld verdient, oder?)

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Daryl Dixon incoming

Nein, Daryl Dixon allein ist nicht der Grund, warum ich Apokalypsen liebe. Aber in Apokalypsen sind immer die größten Badasse dabei. In diesem Szenario lassen sich hervorragend Charaktere mit einer traurigen Vergangenheit darstellen, die sich durch ihren blutigen Alltag schlagen müssen. Keiner von ihnen steckt den Kopf in den Sand. Daryl Dixon und Co. beten uns immer wieder vor, dass wir nicht aufgeben dürfen. Sie tun das ja auch nicht, obwohl sie bereits zum Frühstück Untote abschlachten müssen. Sie bleiben stark und bringen uns ins grübeln. Würde ich ohne meine Liebsten weiterkämpfen? Wofür lohnt es sich überhaupt zu kämpfen? Hätte ich etwas, wofür ich kämpfen würde?
Sie sind eine Inspiration für den Alltag und motivieren einen, das größte zu erreichen, ganz unter dem Motto: Wenn XY aus XYZ das schafft, sich blutend durch die Gegend zu kämpfen und zum x-ten Mal seine Liebsten zu verlieren, dann schaffe ich auch das blöde Bewerbungsgespräch oder die nächste Klausur.
Das Apokalypsen-Genre hat die besten Charaktere hervorgebracht, die ich kenne.


Und die Moral von der Geschicht’….

Nur wenig andere Genres befassen sich so mit der moralischen Grenzüberschreitung wie die Postapokalypse es tut. In dieser gibt es nämlich so gut wie kein gut und böse oder richtig oder falsch. Jeder tut das, was er für angemessen hält, um selbst überleben zu können. Perspektive ist hier das Stichwort. Kleines Beispiel: Jeder sieht Negan aus The Walking Dead als böse an, doch denkt man näher drüber nach ist Rick Grimes auch kein Engel. So hat jeder einzige in diesem Szenario irgendwo „Dreck am Stecken“.
Diese Philosophie, die das mit sich bringt, wirft Fragen auf, die man nur ganz für sich selbst beantworten kann. Was bedeutet es zu leben? Wann ist man am Leben? Wenn das Herz schlägt? Wenn man denkt und fühlt? Wo beginnt das Leben und was macht es lebenswert? Was macht uns zum Menschen? Sind Zombies auch menschlich?
Und ganz wichtig und ganz zentral: Was würdest du tun und wie weit würdest du gehen, um deine Lieben zu retten? Welche Grenzen würdest du da überschreiten? Gibt es überhaupt noch Grenzen?
Die Apokalypse verdeutlicht auch sehr schön, was Gesellschaft bedeutet und was der Zerfall der Gesellschaft bedeuten würde. Die Apokalypse ist ein Spiegel der heutigen modernen Gesellschaft, ohne die heutige moderne Gesellschaft zu sein. In der heutigen Zeit mit Rechtsruck und unzufriedener Gesellschaft ist es ist spannend zu beobachten, was passiert, wenn das was wir als unser Leben bezeichnen, vor die Hunde geht. Würde es danach besser werden? Leider bekommen wird der erneute Aufbau der Zivilisation und wie sie danach aussieht, nie zu Gesicht. Da ist es wichtiger, Hauptcharaktere grundlos sterben zu lassen. Verständlich. Nicht.
Die Apokalypse zeichnet das Bild von vereinzelten, einsamen Menschen, die eine neue Gesellschaft von Grund auf wieder aufbauen müssen. Dieses Zusammenspiel der einzelnen Charaktere untereinander und diese zwischenmenschlichen Aspekte ist mitreißend, zeigt aber auch das Schlimmste, das im Menschen steckt.


Es wird nie langweilig

Schon oft habe ich gehört, wie langweilig und abgespeckt die Leute dieses Szenario doch finden. Und ja, zugegebener Weise gehört es auch nicht zu den kreativsten Settings. Spiele und Filme gibt es genüge zu diesem Thema. Dennoch wird es nie wirklich langweilig. Die Ausgangssituation ist immer eine andere, der Grund für die Apokalypse ist immer ein anderer, das Endergebnis ist immer irgendwie ein anderes und vor allem: Die Geschichten, die Schicksale, die Leidenswege, die unergründlichen Hoffnungen der Überlebenden sind immer anders. So hoffe ich, dass noch viele weitere gute Gänsehaut-erzeugende Storys gesponnen werden, rund um dieses düstere, öde und aussichtslose Szenario.

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Deshalb liebe ich sie also, die Postapokalypse. Ich bin kein studierter Geisteswissenschaftler oder Gesellschaftskritiker und es gibt sicherlich noch zig andere, viel wissenschaftlichere Gründe, weshalb dieses Genre so beliebt ist. Aber das sind eben meine.
Mögt ihr die Apokalypse? Oder geht sie euch doch eher auf den Keks? Welche Serien, Filme und Videospiele sind eure liebsten mit diesem Setting?
Lasst mich das ruhig wissen. Ansonsten, cheers und frohes Zombieschlachten.


Alle verwendeten Bilder sind selbstgeschossene Photomodes aus
The Last of Us
: Remastered. 

About Marina

Studiert irgendwas mit Medien. Spielt am liebsten auf der PS4, liebt alles was eine dramatische Story hat, am liebsten aber Games mit bärtigen und grummeligen Männern. Ist auf Twitter am coolsten. Chefin bei dieletztevoneuch.de. PR-Mensch bei GameNotify.

4 thoughts on “The Last of Us, The Walking Dead & Co: Meine Liebe zur Postapokalypse

  1. Wir beide würden perfekt zusammenpassen 🙂
    Ich mag solche Szenarien auch sehr. Ich kann deinen Frust wegen TWD verstehen. Ich habe es nicht mal geschafft, die 8. Staffel fertig zu schauen… Ich hoffe, dass Rick und Co mit der 9. Staffel dann endlich Geschichte sind. Negan ist böse… er stehtr auf Gewalt. Passt gut in eine postapokalyptische Welt. Aber weitaus internsiver bzw. perfider fand ich den Governor als Bösewicht.

  2. “ Das Leben in einer Apokalypse erscheint so einfach – einfacher vielleicht, als uns unser jetziges Leben in dieser Gesellschaft. In einer Apokalypse ist es egal wo du herkommst, es ist egal welche Hautfarbe, Geschlecht oder Sexualität du hast.“ Einfacher könnte ich den Reiz der Apokalypse nicht zusammenfassen. Eine Liebe zur Apokalypse hat etwas romantisches an, sie ist volkommen irrational und hat trotz oder vielleicht eben wegen ihrer Gefahren etwas märchenhaftes an sich.
    Der Gedanke, dass man in einer postapokalyptischen Welt alle Freiheiten hat, ist so schön wie er angsteinflösend ist. Viele wollen in solch einem Szenario als Einzelgänger in der menschenleeren Ödnis überleben, lassen aber die menschliche Psyche außen vor. Ein gutes Beispiel hierfür wäre das Spiel „Spec Ops: The Line“, auch wenn dieses nicht in einer apokalyptischen Welt statt findet.

  3. Hey du!
    Wieder mal ein wahnsinnig toller Artikel, danke dafür.
    Mich reizt dieses Setting auch immer total. Seit dem ich damals Fallout 3 entdeckt habe bin ich dem total verfallen und kann davon gar nicht genug bekommen, bin somit immer auf der Suche nach Büchern, Filmen und Spielen, die dort einzuordnen sind. Vielleicht könnte man ja mal eine Übersicht erstellen? 🙂
    Buchtechnisch lese ich aktuell gerne die X-Reihe von A.L. Kahnau, die Episoden haben immer um die 120 Seiten glaube ich und handeln von einem Leben nach einer mysteriösen Seuche, die die Bewohner befallen hat, wobei der Ausbruch erst kurz zurück liegt und die Jugendlichen das somit alles mitbekommen haben. Als Serie liebe ich The 100 aus dem Bereich. <3
    Mich reizt vor allem immer die Optik daran, die zerstörten, zerfallenen Gebäude, das Ödland, die Kreaturen..

    Liebe Grüße,
    Nicci

    1. Hallo zurück! Ach Puh nichts zu danken. Danke dir für den Kommentar! <3 Eine Übersicht wäre wirklich nicht schlecht. Ich sollte mir eh mal was einfallen lassen, wie ich am besten dokumentier, was bei mir immer über den Bildschirm flackert. Hach, es gibt so viel zu tun. Die Buchreihe die du gerade liest klingt wahnsinnig spannend. Ich hoffe ich komme irgendwann mal dazu sie zu lesen! Von The 100 hab ich schon einiges gehört, ist wohl ein absolutes Must-See! Grüße zurück 🙂

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