Tschüss MacBook, Tschüss ewiges herum gegondel in der S-Bahn – Ich habe mich ins Real Life gewagt und bin einem einwöchigen Praktikum nachgegangen, das jetzt zu seinem Ende gefunden hat. Meine Erfahrungen und weiteres Real Life Gefasel wirst du hier lesen.
Wenn man mich etwas kennt oder mich zumindest auf Twitter verfolgt, weiß man eins: Ich bin kein großer Real Life Freund und mich mit dem Leben nach dem Abitur zu befassen, mag ich schon gar nicht.
Dementsprechend schwer gefallen ist es mir auch, mir ein Praktikum zu suchen. Da aber jeder irgendwann seine hinteren Gesäßmuskeln hochbekommen muss, habe ich das auch geschafft und mich beworben.
Praktikum? Wo? Wieso? Willst du nicht lieber Ferien haben? Wie hast du das hinbekommen mit „Social Anxiety“ oder Schüchternheit allgemein? Bist du froh, dass es vorbei ist? Was hast du eigentlich gemacht?
Langsam, Langsam.
Ja. Ein Praktikum. Bei einem regionalen Online TV Sender in den Bereichen Redaktion, Kamera und Service. Klar, hätte ich lieber Ferien gehabt aber was muss das muss.
Bei dem Gedanken ein Praktikum zu machen, lief es mir schon Monate davor kalt den Rücken herunter. Schlussendlich kann ich aber sagen, dass sich der Zeit- und Nervenaufwand relativ gelohnt hat.
Zu meinen Aufgaben gehörten das Entwerfen von Sendekonzepten, das Erstellen von neuen Themen für die verschiedenen Formate für die Zielgruppe von 14 bis 26 Jahren oder eben – die Drehs. An meinem ersten Praktikumstag am Mittwoch wurde ich also gleich ins kalte Wasser geworfen und mit Kameramann für eine Straßenumfrage auf die Shopping Meile geschickt. Ich, mit Mikro in der Hand und dann musste ich auch noch Leute herauspicken und diese ansprechen und befragen? Klingt für viele nach riesigem Horror. So schlimm war es aber nicht.
Heute habe ich dann den Gegenpart übernommen und war für die Kamera verantwortlich. Also um sieben Uhr aufgestanden (an einem Sonntag!), per Bahn in die City gefahren, Kameraequipment und Moderatorin geschnappt und ab auf einen Flohmarkt. Das Sendekonzept verlangte gute Antworten auf die Frage „herkömmliches Shoppen oder Flohmarkt?“ zu finden.
Die Kameraführung hat mir einen riesen Spaß gemacht und auch meine Begleitung war ein nettes Mädel, aufgeschlossen und gesprächig.
Desweiteren habe ich meine Woche mit Tätigkeiten die von einer kleinen (die dann doch über zwei Stunden andauerte) Fototour in die Stadtbibliothek bis zu einem simplen Einkauf im Supermarkt reichten, verbracht. Beides natürlich sehr toll, da ich mich wunderbar in der Stadt auskenne…ehm ja. Zu technischen Schwierigkeiten („Hilfe, ein Apple Computer! Wo zur Hölle ist der Anschalt-Knopf, ich bin ein armer Schlucker und benutze daheim nur Windows!“) verliere ich jetzt mal nicht viel Worte, kleine Hindernisse, Stolpersteine, die immer passieren können – nicht der Rede wert.
Neue Menschen? Schüchternheit? Angst?
Genau dieses Thema, neue Menschen, Schüchternheit und Angst vor Missgeschicken oder auch nur als Praktikant der Klotz am Bein zu sein waren Gründe für meine Unsicherheit hinsichtlich des Praktikums gegenüber. Du kannst es mir glauben: Schon bei meiner Bewerbung circa ein halbes Jahr vor Praktikumsbeginn wollte ich das wirklich nicht tun. Ich wollte es wirklich nicht, es war für mich ein Grauen. Ich bin ein Mensch, der sich gerne mal einigelt und meine „Komfort Zone“ für eine Aktivität dieser Art zu verlassen und mich in neue Gefilde zu begeben, grenzte für mich an einen Albtraum. Ich glaube sogar, dass sich das nicht wirklich gebessert hat und wenn jetzt wieder ein Praktikum bevorstünde, hätte ich die gleichen Gedanken. Gedanken mich zu blamieren. Gedanken nicht zu wissen was mit mir anzufangen. Gedanken mich mit den Leuten nicht zu verstehen. Gedanken mit den Leuten überhaupt zu reden. Dabei leide ich Gottseidank gar nicht an Social Anxiety in der üblichen Form. Schlimm genug war es trotzdem.
Dennoch wird lange alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ja, ich hatte Angst und ja ich hab immer noch Angst beim Gedanken an ein Praktikum. Ich glaube auch, dass geht nicht weg. Ein gewisses Unbehagen ist immer dabei. Vielleicht muss das so sein.
Die Leute mit denen ich die Woche verbracht habe, waren wirklich freundlich und ich bin in keiner Grube mit einem großen bösen Wolf der mich fressen wollte gelandet.Sie haben mir Aufgaben gegeben und diese habe ich ausgeführt. Ich habe meine Unsicherheit und mein Unbehagen überspielt und wenn etwas unklar war, habe ich halt drei mal nachgefragt. Zusätzlich saß ich immer allein in einem extra Raum wo ich meine Aufgaben alleine und in Ruhe ausführen konnte, ohne pausenlos unter Beobachtung zu stehen. Das war entspannt und ich konnte allein arbeiten.
Ich war immer allein unterwegs. Allein hin, alleine zurück. Allein auf Fototour, allein zum Einkaufen, allein gearbeitet. Das und die Tatsache dass ich fast nie zu Hause und meine gewohnte Umgebung nur kurz abends um mich hatte, hatte zur Folge dass ich mir plötzlich fast einsam vorkam. Ich zähle mich selbst zu den introvertierten Menschen. Ich brauche mein Zimmer um mich, meine Komfort Zone um mich aufzutanken und mich wohl zu fühlen. Dieses ständig auf Achse sein kratzte teilweise wirklich an meinem Wohlbefinden und bereits am zweiten Tag hatte ich morgens wirklich mit meiner Motivation zu kämpfen. Noch dazu habe ich mir jetzt eine Erkältung eingefangen. Das klingt nach unendlichem Gejammer und First World Problems, ich weiß.
Fazit
Ich geb’s ja zu. Ich bin froh, dass das Praktikum vorbei ist. Endlich habe ich ein paar Tage Zeit für mich, kann wieder meiner geliebten Faulheit nach gehen und einfach nichts machen, so wie es sich für Ferien gehört.
Dennoch bin ich froh, dass ich das Praktikum durchgezogen habe. Ich habe neue Eindrücke gewonnen, neue Orte sehen und kennenlernen dürfen, neue Dinge ausprobiert und neue Menschen getroffen. Es wurde nie langweilig und ich habe ein breit gefächertes Band von den Aufgaben in einer Redaktion bearbeiten können. Für mich wurde sich Zeit genommen, alles wurde mir genau erklärt und ich habe sehr viel selbst- und eigenständig machen dürfen. Durch das Praktikum habe ich eine kleine Perspektive gewonnen, eine Idee wie es eventuell nach dem Abitur weitergehen könnte, einen Eindruck von den Dingen die mir Spaß machen, sei es auch nur als Hobby. Wie es dann letztendlich umsetzbar ist, wird und kann leider nur die Zukunft sagen, aber ich habe meinen „Zukunfts-Grundriss“ weiter ausgedehnt.
Und ich? Soll ich auch ein Praktikum machen?
Wenn Du so bist wie ich und von deiner Zukunft wirklich keine Ahnung hast, dich aber ein paar Themenbereiche interessieren: Ja, nur zu. Bewerbe Dich, ob du die Stelle bekommst, steht eh in den Sternen. Eine Praktikumsstelle – vor allem wenn’s nur eine Woche ist – zu bekommen ist nicht immer einfach, aber wenn sich Dir die Chance bietet: ergreife sie. Danch ist man immer schlauer und selbst wenn Dir das Praktikum überhaupt nicht gefallen hat hält Dich das vielleicht davon ab, später den für dich falschen Beruf zu ergreifen.
Ein Praktikum ist immer eine gute Möglichkeit neue Inspiration zu bekommen und sich selbst weiter zu entwickeln. Ich zum Beispiel kenne mich jetzt besser mit dem örtlichen S- und U-Bahn Netz aus. *Grins*
Das soll jetzt kein „Anxiety? Bla Bla, ist doch nur in deinem Kopf, beherrsche Dich“ – Gelaber werden, aber ich habe es auch geschafft, also schaffst du es auch. Lass Dich nicht von deinen Ängsten und Deiner Schüchternheit unterkriegen. Das bringt keinem was und am wenigsten Dir selbst.
Geh raus. Mach das wozu Du Bock hast. Treffe neue Leute. Mache neue Erfahrungen. Finde ein neues Hobby oder gar deine Berufung.
Du bist nicht allein.
🙂
Da mein Handy den Kommentar scheinbar doch einfach gefressen hat, versuche ich noch einmal wiederzugeben, was ich geschrieben hatte. Gnarf. Ich geb dafür einfach mal mein Bestes von Persil, oder so ähnlich. 😀
Aus diversen Quellen durfte ich bereits einige ähnliche Erfahrungen diesbezüglich sammeln, weswegen ich mich einfach mal vorsichtig traue, hier zu kommentieren.
Da ich in der Schule sowohl „informierend-berichtenden“ als auch „künstlerisch-darstellenden“ Film als Fach in der Oberstufe hatte (Ersteres als Ersatz für eine Facharbeit, Zweiteres hat den Kunst- bzw. Musikunterricht ersetzt), kenne ich das mit den Interviews relativ gut. Glücklicherweise hatten wir aber Interviewpartner, die wir vorab angeschrieben haben, weswegen diese vorbereitet waren. Unvorbereitete Interviewpartner auf der Straße sind immer etwas schwieriger handzuhaben.
Erst einmal muss man nämlich irgendwie die Leute rankriegen und daran scheitert es meistens schon.
Allerdings mussten wir uns unglücklicherweise allein um Kamera, Ton und das Interview selbst kümmern, was nicht immer ganz reibungslos funktioniert hat.
Der Bereich der Online-TV-Sender ist mir ganz gut bekannt, da ich vor einiger Zeit mal von meinem YouTube-Netzwerk eingeladen wurde, bei einer solchen Produktion mitzuhelfen, da dieses mehrere O&O-Kanäle betreibt. Interessanterweise wird dort auch nur mit Apple-Geräten gearbeitet, was schon sehr ungewöhnlich ist. Ich kann mit Windows und Linux, also auch Android ganz gut umgehen, aber iOS ist noch eine Spur anders und für Windows-Nutzer sehr ungewöhnlich.
Leider ist unsere Produktion nie ausgestrahlt worden und der Kanal vor einiger Zeit vom Netzwerk eingestellt worden. Aber immerhin gab es kostenloses Mittagessen und einen Blick aus dem 9. Stock über die Stadt.
Viel mehr interessiert mich aber, was genau dieser Online-TV-Sender macht, bzw. welchen Zweck deine Aufgaben hatten. Ich weiß ja nicht, was genau du erzählen darfst. Bei uns waren da die Auflagen nämlich recht streng.
Hör mir auf mit langen Zugfahrten. Ich bin froh, dass das bei mir ein Ende gefunden hat. Bevor ich umgezogen bin, musste ich morgens um 05:00 Uhr aufstehen, um 05:53 Uhr den Zug nehmen, damit ich pünktlich um 08:30 Uhr in der Uni war, natürlich gesetzt dem Fall, dass der Zug pünktlich ist.
Abends kam ich meist gegen 20:00 Uhr an und war dementsprechend fertig und bin ins Bett übergekippt. Ein halbes Jahr lang habe ich das irgendwie durchgehalten, aber ich möchte das nicht noch einmal erleben müssen.
Mit Praktika habe ich bisher kein Glück gehabt. Als wir in der 10. Klasse unser Schülerpraktikum machen mussten, habe ich auch nach 40 Bewerbungen keinen Platz gefunden und konnte erst am zweiten Tag der Praktikumswochen den Platz eines erkrankten Praktikanten übernehmen.
Ob es daran lag, dass keine Praktikumsplätze frei waren oder meine Bewerbung nicht zusagte, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Vermutlich aber eher letzteres. Ich bin kein Freund von dieser Selbstdarstellung. Kotz, würg.
Leider waren die Aufgaben recht anspruchslos, weswegen ich sie schnell erledigen konnte. Meist saß ich da nur meine Zeit ab und war gelangweilt. Zugegeben, ich hatte die ein oder andere Idee, von der ich überzeugt wat, aber als Praktikant wollte ich mich da auch nicht zu weit aufdrängen.
Gleichzeitig habe ich bei dem Praktikum Glück gehabt, dass der Chef jeglichen Kundenkontakt selbst übernommen hat und ich mehr oder weniger nichts damit zu tun hatte.
Ganz nebenbei: Interessanterweise hat er mir verraten, wie er seine Kunden über’s Ohr haut und welche nicht ganz gesetzeskonforme Methoden er benutzt, um Geld zu sparen. 😀
Um aber wieder zurück zum Thema zu gelangen: Ich weiß nicht, ob ich das geschafft hätte, irgendwelche Leute auf der Straße anzusprechen. Ich bin schon froh, wenn die Kassiererin nur den Betrag nennt, den ich bezahlen muss. Schlimmer noch, wenn irgendwelche Menschen im Bus oder Zug neben mir sitzen und irgendwelche Gespräche führen wollen.
Allgemein finde ich es ungemein schwierig, mich mit Menschen zu unterhalten, deren Reaktion ich nicht einschätzen kann. Als ich eine neue Bleibe gesucht habe, war ich ja förmlich dazu gezwungen, aber nicht wirklich von Erfolg gekrönt, zumal ich ungern Dinge über mich selbst erzähle.
Die Zukunftsfrage ist ein wichtiges Thema, das ich sehr unterschätzt habe. Ich habe mich nie wirklich darum gekümmert und kann nur jedem raten, es besser zu machen. Ich habe mich mehr oder weniger auf den letzten Drücker für einen Studiengang entschieden und weiß nicht einmal, was ich danach machen kann oder machen möchte. Nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde, aber wenn ich höre, was später zu meinen beruflichen Aufgaben gehört, wird mir doch übel. Allerdings fürchte ich, dass es in den meisten Berufen nicht anders sein wird.
Daher empfehle ich, auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, jedem, die Chance eines Praktikums wahrzunehmen und sich den Beruf anzuschauen. Für Studenten gibt es auch Probeveranstaltungen an Universitäten um sich den Alltag eines Studenten besser vorstellen zu können. Auch wenn feststellt, dass man dem Ganzen nichts abgewinnen kann, hat man immerhin die Erfahrung gemacht und das ist das Wichtigste.
So viel jetzt aber von mir… Es artet aus. Schuldigung.