Die gamescom 2018 ist vorbei und auf ihr habe ich ein absolutes Highlight gesehen. Was euch im neuen Open-World-RGP aus dem Hause CD Projekt RED Cyberpunk 2077 erwartet, lest ihr jetzt in meiner exklusiven Preview.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich während der Präsentation von Cyberpunk 2077 da saß und mir oft gedacht habe: Mann, das ist ja überhaupt nicht mehr wie The Witcher 3.
Aber was hatte ich anderes erwartet? Natürlich ist das kein Witcher mehr. Es ist Cyberpunk. Cyberpunk 2077.
„We want to bring the punk back in Cyberpunk“ sagt der Leveldesigner von CD Projekt RED Miles Tost, der uns durch die Demo führt. Dass ihnen das ziemlich gut gelingen wird, ist schnell klar. Gleich zu Beginn werfen wir einen Blick auf den Charakter-Editor. Das Publikum wird gefragt, ob wir mit der Frau spielen wollen, oder mit dem Mann. Das ist neu, im Gegensatz zu der E3 Demo. Dort wurde nämlich nur die weibliche Version präsentiert.
Nur zwei Leute heben die Hand für den Mann, der Rest will die Cyberpunk Dame in Action sehen. In ihrer Haut stürzen wir uns also ins Getümmel vom kalifornischen Night City – der Stadt, die niemals schläft.
Was besonders beim Charakter-Editor hervorsticht, ist neben der beinahe unzähligen optischen Anpassungsmöglichkeiten auch die Tatsache, dass man seinem Charakter eine individuelle Backstory verpassen kann. So besteht die Möglichkeit etwa Traumata aus der Kindheit festzulegen und so die eigene Persönlichkeit weiter auszubauen und zu verschärfen. Die typischen Charakter-Attribute die man festlegen kann, dürfen natürlich nicht fehlen. Immerhin handelt es sich auch bei Cyberpunk 2077 um ein RPG.
Das Geschlecht das man wählt, kommt natürlich insbesondere in Cutscenes zur Geltung und bei den Sex-Szenen, von denen Cyberpunk etliche haben wird. Der Rest vom Spiel ist in first person, was überraschenderweise aber ziemlich gut zum Spiel passt. Niemals hätte man in third person die lebendige Stand mit einer solchen Tiefe so darstellen können. Lediglich bei Autofahrten durch Night City hat man die Wahl ob first person oder lieber third. „Aber nur da kann man wählen“, lacht der Leveldesigner.
Cyberpunk überzeugt in dieser etwa einstündigen Demo atmosphärisch komplett.
Nachdem wir mit der Dame V und ihrem One-Night-Stand (zwischenmenschliche Beziehungen sind sehr wichtig in der Welt von Cyberpunk) aufgewacht sind, uns angezogen und uns erstmal in unserem futuristischen Appartement umgeschaut haben, machen wir uns auf zu einem Treffen mit Jackie, unserem Partner im Spiel.
Der Soundtrack beginnt leise zu spielen und wir betreten das erste Mal die Welt von Cyberpunk.
„Welcome to Night City“, lächelt der Moderator und das Cyberpunk Logo wird eingeblendet. Ein unfassbarer Gänsehaut-Moment.
Night City ist bunt, es ist belebt, stylisch, es wirkt gleichzeitig wie eine bekannte Großstadt und ist trotzdem so anders, als alle Videospiel-Städte die man bis jetzt gesehen hat. Desweiteren kann man mit so ziemlich allem in der Welt interagieren, sogar mit Werbeanzeigen. Schaut man sich diese näher an, wird sofort unsere Karte geupdated und wir haben den Platz, wo das beworbene Produkt gekauft werden kann.
Uns wird gesagt, dass uns einiges in dieser Stadt bekannt vorkommen wird, da sich Cyberpunk aber wie in einer Art Parallel-Universum befindet, es auch vieles geben wird, was sich von unserer Realität grundlegend unterscheidet.
Wir tummeln uns vorbei an Märkten, Nachtclubs, unzähligen NPCs, die sehr realistisch ihrem Alltag nachgehen, zu unserem ersten Auftrag in der Demo. Dexter, ein Protz von einem Bodyguard mit einer gänzlich goldenen Armprothese hockt in einer Luxuskarre und hat uns angeheuert.
Prothesen, austauschbare Körperteile und Upgrades für seinen Körper sind auch ein zentraler Punkt in Cyberpunk. So bekommen wir an einer Stelle ein neues Auge eingesetzt, ein Auge dass es uns ermöglicht Menschen und Gegenstände zu scannen um so etwa Schwachstellen oder das Level des Gegners bereits im Voraus feststellen zu können. Wir bekommen zusätzlich noch eine Art Gerät in die Hand gepflanzt, mit dem wir etwa einen Blick auf unseren Munitionsvorrat werfen können. Das unauffällige und zur Welt passende HUD wurde so also auf sehr flüssige und charmante Weise mit dem Gameplay verwoben, was man sonst selten zu sehen bekommt.
Der Augenscanner ist sehr wichtig, denn mit diesem können wir vor einer Konfrontation beispielsweise absehen, ob es sich lohnt oder machbar ist zu kämpfen, oder ob man die Situation lieber friedlich angehen sollte, da der Gegner viel stärker ist als man selbst.
Ist das der Fall, sollte man sich lieber auf andere Dialogoptionen konzentrieren. Diese, die wichtig sind für den Storyverlauf, sind gelb markiert. Wie auch bei The Witcher 3 haben diese immensen Einfluss auf die Geschichte und ziehen Konsequenzen nach sich. Die Auswirkungen in der Demo waren bereits extrem.
Dexter, der uns angeheuert hat, verlangt nach einer Roboter-Spinne, die für ihn kämpft. Um uns diese aber erkaufen zu können, müssen wir uns mit einer misstrauischen Dame von einem der Mega-Konzerne im Spiel treffen, die uns einen Kredit gutschreiben soll. Mit diesem finanziellen Bonus, können wir den Roboter von einer Diebesbande kaufen. Natürlich hat diese Frau aber auch ihre eigenen Interessen, die sie mit unserer „Hilfe“ verfolgen will.
Bei diesem Treffen mit der Dame gibt es mehrere Herangehensweisen. Entweder wir greifen uns schnell die auf uns gerichtete Waffe und zetteln eine gewaltsame Auseinandersetzung an, die höchstwahrscheinlich in unserem Tod resultiert wäre, oder wir entscheiden uns dafür, uns diplomatisch aus der Situation herauszuwinden und nehmen den Chip mit dem Geld an. Dass sich auf diesem aber auch ein Trojaner befindet, der sich in das Netzwerk von der Diebesbande einschleusen soll, wird uns schnell bewusst und so haben wir die Möglichkeit bei der späteren Konfrontation mit dieser Bande eine Entscheidung zu treffen (natürlich nur unter der Voraussetzung, dass wir die Festung der Diebesbande nicht schon von vornherein wild schießend gestürmt haben).
Überreichen wir ihnen den Chip mit dem Geld drauf ohne deren Wissen über diesen Trojaner oder plaudern wir dieses Geheimnis einfach aus? In der Demo haben wir unser Wissen darüber weitergegeben, was uns zu einer weiteren Möglichkeit gebracht hat. Bezahlen wir nun wirklich für diesen Roboterbot, oder setzen wir unsere starken Waffen ein und kaufen uns von dem übrigen Betrag auf dem Chip, der von der Diebesband nun von dem Trojaner durch einen Scan befreit wurde, eine schicke Jacke? Es gibt sehr viele Möglichkeiten im Spiel und alle haben ein anderes Endergebnis.
Wir haben uns für die Jacke entschieden und ballerten uns unseren Weg nach draußen.
Das Gunplay wirkt selbst für mich als eigentlich kein großer Freund von wilden Schießereien sehr spaßig. Uns wurden tolle spezielle Waffen gezeigt, etwa eine „Smart-Gun“ oder eine, dessen Kugeln von Wänden abspringen können um beispielsweise Gegner hinter einer Deckung zu erwischen. Auch wurde uns ein schickes Katana präsentiert, das ein eingebautes Schutzschild besitzt. Wird dieses aktiviert, prellen gegnerische Kugeln von uns ab. Es gibt aber auch eher taktische Vorgehensweisen. So kann man seine Gegner in einem Schleichangriff hacken und das Netzwerk der Gegnerbande befallen. Damit wird ihnen beispielsweise die Möglichkeit versagt, zurückzuschießen und sie stehen nur da, gar nicht wissend was passiert und warten auf unser Katana oder unsere Pistole. Was besonders auffällt: Cyberpunk setzt bei seinen Kampfszenen sehr viel auf Zeitlupe, was alles noch atmosphärischer und intensiver macht.
Festgelegte Klassen gibt es in Cyberpunk 2077 nicht. Die Klassen die es gibt, sind flüssig gestaltet, der Spieler soll selbst entscheiden können, wo er mit seinem Charakter hinwill und was er erreichen möchte. Das bietet eine große Freiheit und nach Freiheit schreit Cyberpunk regelrecht.
Cyberpunk ist aber definitiv ein Spiel nur für Erwachsene. Es hat Gewalt, es hat Blut, man schlägt dem Gegner zum Beispiel mit seinem Katana die Beine unter dem Körper weg, es hat Sex und es hat Nacktheit und davon viel. In einer kleinen Mission ganz zu Beginn der Demo waren wir auf der Suche nach einer Frau die unsere Hilfe benötigte. Nach einer Schießerei fanden wir sie daraufhin leblos in einer Badewanne gefüllt mit Eiswürfeln – komplett nackt. Wovor andere Spiele scheuen und meistens irgendein Körperteil verdeckt ist, halten sich die Entwickler diesbezüglich nicht zurück und der Spieler bekommt einen lebensechten und realistischen Frauenkörper präsentiert mit feinporiger Hauttextur und einem ansehnlichen Physikmodell, was die sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale betrifft. Die nackten Körper wirken aber überhaupt nicht billig oder polarisierend sondern gliedern sich perfekt in die Welt von Cyberpunk ein, einer Welt wo Offenherzigkeit und Körpermodifikationen ganz normal sind.
Wie oben schon angesprochen wird Cyberpunk 2077 ganz anders und überhaupt nicht wie The Witcher 3. Dennoch haben sie aus meiner Sicht das beste aus der Geralt-Saga übernommen, das aber trotzdem soweit abgewandelt und verbessert, sodass man völlig neue Features bekommt. Es gibt ein flexibles Entscheidungssystem, eine lebendige, detailreiche und wunderschön anzusehende offene Welt, einen Hauptcharakter den man nach seinen Wünschen gestalten kann, ein ausgefeiltes Kampfsystem und spaßiges Gunplay.
Selbst bei der first person Sache, der ich zunächst skeptisch gegenüber stand, hat die Demo überzeugt. Es ist nur lediglich schade, dass man so viel Zeit mit der Charakter-Anpassung verbringen kann, die hübschen Versionen der Vs (so heißt der Hauptcharakter im Spiel übrigens, egal ob männlich oder weiblich), aber nur in den Cutscenes zu sehen bekommt. Das einzige wo ich nun aber wirklich sagen könnte dass ich damit noch warm werden muss, ist das Setting. Dennoch ist das eher persönliche Präferenz als ein Kritikpunkt und wohl einfach noch ungewohnt, da man eine Welt wie sie Cyberpunk hat, mit allen Kontroversen bisher nur selten zu sehen bekommt. Die Welt ist ungewohnt und befremdlich und vielleicht sogar etwas unbequem und unheimlich, erzeugt aber große Gänsehaut-Momente und schenkt uns eine bezaubernde Perspektive auf eine düstere und verrückte Zukunftsvision.
Für Freunde einer futuristischen Welt, die von fleischlichen Gelüsten und der Entstellung der eigenen Menschlichkeit aufgrund der Begeisterung für körperliche Modifikationen geprägt ist, wird Cyberpunk 2077 der absolute Kracher. Für alle anderen aber auch.
Cyberpunk 2077 wird nackt, verstörend aber sehr gut. Definitiv ein Spiel, das einen nicht schlafen lassen wird.
Alle Screenshots, sowie das Beitragsbild stammen von der offiziellen Cyberpunk 2077 Website www.cyberpunk.net.
Hach, da freue ich mich schon unglaublich doll drauf! <3
Danke für diesen interessanten Einblick 🙂
Weiß man denn, wann man das Game vorbestellen kann?
Ich schaue regelmäßig bei Amazon, aber dort ist es bisher scheinbar noch nicht gelistet.
Liebe Grüße,
Nicci