Social Media – (M) ein Fluch oder Segen?

Es ist April und der Blick auf meine Vorsatzliste von 2018 verrät schon eines: Viel umgesetzt und verändert habe ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Besonders ein essentieller Punkt sticht mir dabei ins Auge. Der Punkt um den es jetzt gehen soll.
Formuliert habe ich es so: „[Stichpunkt] Meine Social Media Erscheinung verbessern“ und der ganz besondere Unterpunkt: „Nur noch Quality-Time damit verbringen und Pausen einlegen.“

Doch was hat das zu bedeuten?
Ganz zu Beginn dieses Blogprojektes habe ich einen Artikel geschrieben mit dem Titel „Von Arbeit, Zahlen und dem Drang nach Anerkennung“ (hier nachlesen). Thematisiert habe ich darin unter anderem, wie schwer es ist, seine Arbeit weiter zu verrichten, wenn diese nicht ankommt. Wenn man das Gefühl hat, man arbeitet gegen eine Wand. Es macht Spaß, aber so richtig interessieren tut es niemand. Ist das der Eindruck, den Social Media vermittelt? Teilweise.
Social Media ist ein Phänomen der heutigen Gesellschaft. Jeder kennt es und fast jeder benutzt es. Es wird oft kritisiert als „unwirklich“ und „gar nicht so sozial wie der Name ist“. Und das mag alles stimmen, dennoch muss man differenzieren.
Desweiteren wird Social Media oft mit einer Sucht danach in Verbindung gebracht. Social Media birgt die Gefahr süchtig danach zu werden, diese Theorie wird von vielen „Experten“ unterstützt. Wissenschaftlich anerkannt ist die Sucht nach Social Media zwar noch nicht, aber trotzdem ist das ein wichtiger Punkt.

Inspiriert wurde dieser Artikel von dem Video einer sehr guten deutschen Youtuberin. Ihr Kanal heißt Mirellativegal und in dem  betreffenden Video spricht sie über ihre Erfahrungen mit einem „Social Media Detox“ (wen es interessiert, kann das gerne hier anschauen). Sie spricht darüber, wie sie sich selbst dabei beobachtet hat, oft nur noch am Handy zu hängen und fragt sich ob das die Weise ist, wie sie ihre Zeit verbringen möchte. Daraufhin hat sie sich dazu entschlossen, eine Woche auf Social Media zu verzichten. Ob ein Social Media Detox sinnvoll ist oder nicht, darüber möchte ich  jetzt gar nicht urteilen.
Wie Mirella, ist auch mir bereits aufgefallen, wie oft ich das Telefon in der Hand habe, was auf meinen oben genannten Vorsatz für 2018 zurückführt.
Es kommt nicht selten vor, dass ich eine Serie schaue, oder einen Film oder eine doofe Show im TV und nebenher durch Social Media blättere. Das interessante dabei: Es passiert völlig unbewusst. Im Laufe der Zeit greife ich irgendwann zu meinem Telefon und switche abwechselnd durch drei verschiedene Apps. Das was auf dem TV läuft, dient dann nur als Hintergrundgeräusch. Kurz danach fällt mir das dann auf; Ich bekomme das Gesagte im TV ja gar nicht mit und spule genervt zurück. Ich schaue erneut die Stelle an, setze mich bequem hin und Minuten später erfolgt das gleiche Spektakel. Ich greife unbewusst zum Handy und die angeschaute Sendung wird unwichtig. Wenn es mir dann aber doch mal gelingt, das Telefon für eine Serienfolge wegzulegen, merke ich erstmal wie entspannend es ist, sich einfach nur auf eine Sache zu konzentrieren und wie cool es ist, wenn man die Handlung geistig auch aktiv mitverfolgt.
Wenn ich morgens aufwache, ist das erste was ich tu zum Telefon greifen und durch Twitter zu scrollen. Wenn ich schlafen gehe, mache ich das erst nachdem ich den letzten aktuellen Tweet gelesen habe. Im Bett. Zugedeckt. Eigentlich bereit dazu, schlafen zu gehen. Und so vergeht Stunde um Stunde, in denen ich mich abwechselnd durch Instagram und Twitter lese. Und wenn ich in der Uni sitze, fällt es mir schwer mich auf den Vorlesungsinhalt zu konzentrieren und nicht durch Social Media zu gehen. Meistens ist es nur das schlechte Wlan, das mich davon abhält. Ist es jetzt nun eine Sucht? Langweile? Angst etwas zu verpassen? Oder schlichtweg Gewohnheit?

Mein Handy ist immer in Reichweite. Ich bin nervös wenn es nicht da ist, genauso wie ich nervös bin, wenn ich ohne Zigaretten aus dem Haus gehe.
Nicht weil ich Kettenraucher bin und oft eine rauchen muss, sondern einfach nur weil mich das Wissen, dass die da sind, beruhigt. Wie mit den Zigaretten habe ich auch mit dem Telefon eine Art Absicherung. Die Sicherheit eine Möglichkeit zu haben, mich in emotional schwierigen Situationen, ablenken zu könnnen.
Mich beruhigt es das Telefon greifbar zu haben und wenn ich längere Zeit nicht draufgeschaut habe, habe ich automatisch die Befürchtung, gar Angst, eine Hiobsbotschaft in Form eines Tweets oder WhatsApp vorzufinden.
Ich neige zu obsessiven Verhaltensweisen. Ob mit Suchtmitteln, realen Personen oder fiktionalen Charakteren und  Geschichten – selten kann ich etwas entspannt genießen. Entspannt sein ist hier das Stichwort, so richtig entspannt bin ich nie. Ich bin eine nervöse Person, kann selten still sitzen und fummele immer an irgendwelchen Gegenständen herum. Kompensationsverhalten? Wahrscheinlich. Nicht regelmäßig auf’s Telefon schauen zu können, um zu checken ob immer noch alles okay in der Welt ist, kein Reissack in China umgefallen ist, meine Lieblingsschauspieler immer noch atmen und die Apokalypse noch nicht ausgebrochen ist, macht mich noch nervöser. Alles deutet also auf eine Social Media Sucht hin, oder?
Erstaunlicherweise geht es aber auch anders. Aus purem Trotz wegen einer privaten Situation war ich tatsächlich schonmal im Stande, eine knappe Woche das Telefon ausgeschaltet gehabt zu haben. Fairerweise muss man dazu sagen, dass ich über meine Social Media Kanäle für „Internet-Freunde“ via des Laptops immer noch erreichbar war.
Vielleicht ist das Geheimnis einfach das: Man muss nicht strikt mit sich umgehen und sagen, es wäre besser wenn man Social Media gar nicht mehr benutzt.
Pausen sind hier das Stichwort. Es tut gut, einfach mal fünf gerade sein zu lassen und alle eingehenden Nachrichten und Tweets zu ignorieren. Sei es nur für eine Serienfolge lang.

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Neben dem Stress-Faktor, bietet Social Media gleichzeitig aber auch etwas, was man so sonst wenig vorfindet. Social Media fungiert wie die Schranktür zu Narnia. Mit nur einem Klick betritt man eine sonst verborgene Welt.
Eine eigene Welt, eine Welt mit Thematiken, die mich wirklich interessieren. Durch und in Social Media kann ich so leben wie mir das gefällt und mich so ausdrücken, wie mir das gefällt. Ich kann Inhalte teilen, die mir gefallen und selbst Inhalte kreieren, die mir gefallen. Es gibt so gut wie keine Grenzen und in Social Media kann jeder das sein und das erschaffen, was er möchte. Es bietet eine Plattform sich kreativ auszuleben und den Support zu bekommen, den man im wahren Leben oft schmerzlich vermisst. Wie oft haben mir Internet-Freunde über Social Media gut zugesprochen und das geschafft, wo reale Freunde versagen? Trotz all den negativen Punkten, sollten wir froh sein, dass wir Social Media und die Freiheit, die diese Netzwerke mit sich bringen, haben. Und deshalb benutze ich Social Media auch so gerne.

Im gleichen Atemzug frage ich mich aber auch, wieso so ein Punkt wie „Mein Erscheinungsbild in Social Media verbessern“ es auf meine To-Do Liste für 2018 geschafft hat. Ich verbringe schon so viel Zeit damit, sinnlos durch Instagram und Twitter zu scrollen und die Tatsache, dass ich mir damit noch zusätzlich selber Druck mache, macht nichts besser. Das ist genau das Thema aus meinem oben genannten alten Artikel.
Die traurige Wahrheit ist, dass Zahlen das Leben bestimmen. Zahlen bestimmen mein Leben. Ob Follower-Zahlen, die Zahl auf der Wage, die Like-Zahl unter Posts oder die Klick-Zahl meiner Artikel hier. Selbst die Zahl auf der Uhr hat einen immensen Einfluss auf mein Stress-Level. Doch im Endeffekt ist es immer das gleiche Motto. Wenn dir etwas Spaß macht, dann mach es. Egal wie viel Leute es lesen, sehen oder liken. Und wenn dir etwas keinen Spaß macht, es dich bedrückt, dich halb wahnsinnig macht: dann lass es. Das ist es nicht wert.
Artikel zu schreiben, Tweets zu senden oder Bilder zu veröffentlichen, macht mir Spaß und ist ein Teil meines Lebens. Deshalb hoffe ich auch, dass ich niemals damit aufhören werde, sind die Dämonen auch noch so groß.

Eine weitere Youtuberin, Malwanne, hat Ende März ein anderes Video veröffentlicht, ein anderes Video über Instagram und weshalb sie dieses löscht (Schaut mal rein). Sie spricht davon, dass sie es satt hat, in dieser Scheinwelt zu leben, die Instagram verkörpert. Sie selbst hat die Erfahrung gemacht, dass sie sich irgendwann nur noch unter Druck gesetzt hat, rein perfekte Bilder von sich selbst und ihrem „perfekten“ Leben zu posten. Sie spricht auch darüber, wie schlimm das ist, dass jede zweite Instagram Story aus einem Sponsoring besteht. Explizit sagt sie wieso es einen überhaupt interessiert, „was Rapper XY“ macht.
Das stimmt alles. Instagram hat den Ruf, besonders oberflächlich zu sein. Schaut man auf die Profile von deutschen Influencern, bekommt man schnell den Eindruck, dass diese ein perfektes Leben leben und man selbst nur ein kleiner Wurm ist. Gestellte Fotos mit bearbeiteten Körpern sind ätzend. Es ist ätzend sich selbst anzuschauen und sich zu fragen: Wieso lebe ich nicht so? Wieso sehe ich nicht so aus?  Wieso fliege ich nicht gerade auf die Malediven?
Es ist sehr wichtig, dass man sich immer wieder darauf besinnt, dass die ganzen „Influencer“ auch nicht DAS eine perfekte Leben haben. Bitte kommt euch nicht kleiner vor, als ihr seid. Und wenn ihr merkt, dass euch die Posts nicht gut tun, dann entfolgt den Menschen.
Ich nutze Social Media für das, was Social Media sein soll. Informationsbeschaffung und freie Contentgestaltung. Selbstbestimmung ist wichtig. Ihr bestimmt, was ihr sehen wollt. Und deshalb kann man kein Netzwerk anklagen, besonders oberflächlich oder „fake“ zu sein. Eine bestimmte Plattform bekommen Sachen wie Influencer-Marketing (Die Tatsache, dass diese Form von Marketing nicht zwingend nur schlecht sein muss, würde jetzt den Rahmen sprengen) auch nur, wenn diesen Sachen eben eine Plattform geboten wird. Ihr entscheidet das.

Ich sehe nur, was mir wichtig ist. In meinem Fall wird mein Instagram von Bildern von Fandoms wie The Walking Dead dominiert. Oder von Schauspielern, die ich gerne hab und gerne verfolge. Weil diese Leute mich inspirieren. Weil diese Leute mich motivieren. Von diesen Menschen will ich sehen, was sie tun. Ich habe ein Gefühl dafür bekommen, welche Inhalte für mich toxisch sind und welche nicht. Von skandalösen Influencer-Postings bekomme ich meistens nur über die Twittertrends was mit. Fitnessblogs folge ich kaum, weil mir die Darstellung der weiblichen Körper da nicht gut tut und wenn eine Person aus meinem realen Umfelt mich negativ beeinflusst, dann schalte ich diese stumm. Dieses Recht nehme ich mir, aus reinem Selbstschutz. Und das ist wichtig. Ihr müsst auf euch selbst aufpassen.
Es ist völlig okay, dass ihr euch von Leuten inspirieren lasst. Da liegt nicht der Fehler. Gefährlich wird es, wenn diese Inspiration ins Negative umschlägt und ihr verbissen einem Ideal hinterher jagt, das ihr so wahrscheinlich nie erreichen werdet (Es ist noch wichtig dazu zu sagen, dass ihr das auch nicht müsst. Wenn ihr eine Sache aktiv verfolgt und es euch motiviert da dran zu bleiben, dann steht es euch frei das auch zu tun. Aber nicht weil ein anderer den ihr toll findet das auch tut. Sondern weil ihr es für euer Leben und euch selbst macht.)
Es ist wichtig, Social Media für Inhalte zu benutzen, die euch bereichern, euch persönlich weiterbringen, euch positiv inspirieren. Nicht das toxische Gegenteil.
In einer „Filterblase“ zu leben ist okay, wenn es einem gut tut.
Social Media ist nicht dazu da, über den Tellerrand zu schauen.

Passt auf euch auf. Nutzt Social Media, wenn ihr das wollt. Lasst es, wenn ihr das wollt. Guckt euch Bilder von perfekten Modeln an, lasst es wenn euch unter Druck setzt. Macht Pausen. Hängt nicht dauernd am Telefon. Versucht auch so das Leben zu genießen.
Alles in Maßen. Nur so macht Social Media Spaß und nur so kann Social Media das Potenzial ausleben, das es hat.


Ich weiß es ist schäbig, über so ein Thema zu schreiben und gleichzeitig Werbung für die eigenen Accounts zu machen. Ich schäme mich. Trotzdem könnt ihr, wenn ihr wollt, gerne auf den Kanälen vorbeischauen.. Ich freu mich auf euch.

Und guckt gleich mal auf meine Support Seite, wenn ihr wissen wollt, wie ihr mich unterstützen könnt, damit ich weiter Beiträge wie diesen schreiben kann. Insofern ihr ihn mochtet. Danke und fühlt euch umarmt <3

Wie geht es euch mit Social Media? Habt ihr selbst Erfahrungen mit einer Social Media Sucht? Wie geht ihr damit um? Benutzt ihr gerne Social Media? Lasst es mich wissen.

Quelle des Beitragsbilds (Pexels.com) 

About Marina

Studiert irgendwas mit Medien. Spielt am liebsten auf der PS4, liebt alles was eine dramatische Story hat, am liebsten aber Games mit bärtigen und grummeligen Männern. Ist auf Twitter am coolsten. Chefin bei dieletztevoneuch.de. PR-Mensch bei GameNotify.

One thought on “Social Media – (M) ein Fluch oder Segen?

  1. Ich weiß, dass ich beim Fernsehen normalerweise nie auf mein Smartphone schaue, weil ich es überhaupt nicht leiden kann, im Hintergrund beschallt zu werden. Deswegen mag höre ich auch nie nebenbei Musik, wenn ich mich auf etwas konzentrieren bzw. fokussieren möchte. Meistens merke ich dann erst nach einiger Zeit, dass ich schon lange nicht mehr auf mein Smartphone geschaut habe und nehme mir dann eine kleine Auszeit um das nachzuholen. Dazu habe ich aber auch, bis auf wenige Ausnahmen, sämtliche Töne und Vibrationen ausgeschaltet. Außerdem stelle ich auf Twitter oft Hashtags oder Keywords stumm, sobald ich merke, dass meine Timeline damit überschwemmt wird.
    Nichtsdestotrotz habe ich auch gern mein Telefon in der Tasche oder neben mir auf dem Tisch. Es ist tatsächlich ein beruhigendes Gefühl, das man es potenziell benutzen kann, auch wenn es vielleicht gar nicht notwendig ist.

    „Social Media verbessern“ klingt ein wenig hart, und sehr nach Influencing. Ein Social-Media-Profil stellt ja zunächst einmal ein Abbild der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Vorlieben und Abneigungen dar. Natürlich kann man sich auch davon lösen und ein Profil erstellen, das der Inszenierung dient und erst einmal nichts mit der eigenen Person zu tun hat. Das ist auch soweit völlig in Ordnung. Kritisch wird es allerdings, wenn sich ein Profil an Trends und Massen orientiert. Das geht nämlich nur begrenzt gut.

    Wie du schon schreibst, ist Instagram besonders davon betroffen, weshalb ich mich lange von der Plattform ferngehalten habe und erst einmal geschaut habe, wie ich sie für mich nutzen kann.

    Für mich persönlich ist es allerdings überaus wichtig, dass hinter einem Profil auch eine Person mit einer echten Meinung steht (die auch gelegentlich gegen Entgeld Produkte empfehlen kann, wenn sie von diesen wirklich überzeugt ist). Von CTA-optimierten Influencer-Profilen halte ich aber gesunden Abstand.

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