Studienfahrten mit der Schule sieht man immer mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich jedoch, habe meine überlebt. Trotz unzähligen Mückenstichen. Ein paar wichtige Worte zum Thema Introversion und Body-Self-Love.
„And I’d say you were beautiful without your make-up
And you don’t even need to worry ‚bout your weight ‚cause, we can all be loved the way that God made us“
Als meine Mutter mich Tage vor der Abfahrt fragte, ob ich mir bezüglich welchen Klamotten ich möglicherweise mitnehmen wollte schon Gedanken gemacht hatte, zuckte ich nur die Schultern und meinte schlecht gelaunt, ich sei noch nicht in Urlaubsstimmung.
Mein Kopf arbeitet komisch. Dieses Phänomen habe ich schon öfter beobachten können, es ist jedoch nicht minder nervig. Ich brauche Tage, oft Wochen, um mich mental auf solch ein Ereignis wie eine Klassenfahrt vorbereiten zu können.
Eine Woche woanders leben? Die gemütliche Höhle, die sich mein Zimmer nennt, für eine Woche verlassen? Mich in unbekannte Gebiete begeben? Und dann auch noch vierundzwanzig Stunden pro Tag zusammen mit anderen Menschen verbringen? Baden? Mich im Bikini zeigen? MICH?
Ihr müsst zugeben, selbst für euch klingt das grauenhaft.
So etwas wie Vorfreude begegnet mir oft erst ein paar Stunden vor Abreise. Davor herrscht Widerwillen in meinem Kopf. Widerwollen gepaart mit Sorge.
Die Studienfahrt war wieder ein Ereignis, wo mir dieses Phänomen begegnete. Wo Klassenkameradinnen und Freundinnen schon Wochen davor vor Freude platzten, schwirrten mir eben diese Fragen im Kopf herum. Eigentlich wollte ich gar nirgendwo hin. Eigentlich reichte es mir vollkommen aus, mich die ganze Zeit zu Hause zu verkrümeln. Ich habe ja Videospiele und Internet und Twitter. Passt also.
Was mit diesem Phänomen aber jedes Mal unweigerlich einhergeht, ist dass mich mein Kopf oft auf eine falsche Fährte lockt.
Die Studienfahrt war nichts von alledem. Sie war weder besonders körperlich anstrengend, noch emotional und mental ermüdend. Sie war schön. Ich hatte Spaß. Ich war nicht einmal unglücklich oder gereizt.
So. Warum also?
Dass meine innerliche Einstellung nicht immer die beste ist, ist nichts neues. Ich musste mir oft einreden, dass es sich um meine letzte Klassenfahrt jemals handelt, da ich nächstes Jahr Abitur mache.
Ich habe das Glück in einer Klasse zu sein, die ich mag. Mein Freundeskreis dort ist eine gute Gruppe von Leuten. Man hat immer Spaß.
Unser geplantes Programm war kein straffes. Die einzigen Programmpunkte die auf dem Plan standen, waren Stadtbesichtigungen von Pula und Rovinj, eine Bootsfahrt und Schnorcheln.
Sonst hatten wir eigentlich immer Freizeit. Unsere Unterkunft befand sich in Strandnähe, damit war klar womit wir die restliche Zeit verbrachten. In Badeklamotten am Meer.
Wer mich gut kennt weiß, dass ich bestimmt seit Jahren nicht mehr baden war. Wer mich besser kennt, weiß warum. Die Sache mit dem eigenen Körper ist eine Sache, über die man selten hinwegsehen kann. Ich selbst bin nicht die schlankeste Person, überall Röllchen und Speck und wenn es zu meinem Körper kommt, bin ich „mit der Gesamtsituation unzufrieden“. Viele werden jetzt sagen: Jap, ich auch, aber die Mehrzahl davon wiegt schätzungsweise unter fünfundsechzig Kilo und haben so weniger ein Gefühl davon, wie es ist tatsächlich ein wenig übergewichtig zu sein. Ich wiege mehr. Schlussendlich ist die Kilozahl aber egal, denn der springende Punkt liegt wie alles andere auch: Im Kopf.
In Kroatien war ich also praktisch dazu gezwungen, mich in Bikini zu schmeißen, wenn ich Spaß haben wollte. Und ich wollte Spaß haben. Ich wollte schwimmen gehen, ich wollte schnorcheln, ich wollte das bestmögliche aus der Woche herausholen.
Was bei mir noch dazu kommt ist die Sache mit der Kurzsichtigkeit. Ich bin durch und durch ein Brillenmensch und eine Brille macht sich besonders in den Fluten nicht gut. Ich bin der Ansicht, ohne Brille merkwürdig auszusehen; ein weiterer Punkt der meine Unsicherheiten anfächerte. Vom Ungeschminktsein ganz zu schweigen. Ich hasse es eigentlich ungeschminkt zu sein. Zumindest eine dünne Schicht Wimperntusche ist ein Muss im Alltag.
Ihr seht also wo das hinführte: Unsicherheiten, Unsicherheiten, Unsicherheiten.
Ich bin jedoch buchstäblich ins kalte Wasser gesprungen. Und das war eigentlich das beste was ich hätte machen können. Brille weg, Wimperntusche weg, Kontaktlinsen rein und Bikini an. Was für ein Mensch mir da im Spiegel entgegen blickte, vermochte ich gar nicht zu sagen.
Ich habe regelmäßig die Gedanken, wie schlank mein Freundeskreis ist, wie gut sie alle ungeschminkt aussehen.
Ich habe regelmäßig die Gedanken, dass ich die einzige bin die mit Figurproblemen zu kämpfen hat.
Ich weiß von meinem Twitterfeed und anderen Quellen, dass ihr die Gedanken auch habt. Die einigen mehr und die anderen weniger. Und soll ich euch ein Geheimnis verraten? Diese Gedanken hat jeder.
Diese Gedanken, die jeder hat sind der springende Punkt warum ich hier das schreibe.
Überall wird Body-Self-Love gepredigt, auf Tumblr und im Internet gibt es unzählige Motivationsbilder mit der Message: „Jeder Körper ist schön“. Doch man glaubt es nicht.
Man glaubt das nicht, man muss es selbst erleben.
Diese Zeilen, die jetzt folgen werden, hören sich nicht viel anders an, als die, die man schon etliche Male gelesen hat.
Aber sie sind wahr und ich schreibe sie mit völliger Ehrlichkeit.
Kein Körper ist perfekt. Nicht mal der meiner Klassenkameradinnen.
Die Songtextzeile von oben stammt aus der Feder von Ed Sheeran und könnte nicht treffender sein. Wir können alle so geliebt werden wie wir sind. Deine Speckrollen, deine Dehnungsstreifen, deine Cellulitis – nichts davon ist ein Grund weshalb man von Menschen nicht geliebt werden sollte.
Als ich mit meinen Freunden am Strand lag, kam nicht einmal ein Kommentar wie „Oh, dein Körper ist ja gar nicht perfekt, du hast keine reine Haut, igitt Dehnungsstreifen, mit sowas wie dir will ich gar nicht abhängen“.
All das, reden wir uns selbst ein. Und wir sollten damit aufhören.
Ich sage es nochmal: Kein Körper ist perfekt. Geradezu alle meiner Freundinnen haben ein bisschen „Schwabbel“ am Bauch oder Oberschenkel. Geradezu alle haben Dehnungsstreifen, auf den Brüsten, auf der Hüfte, in den Innenoberschenkeln.
Das ist nichts giftiges, das ist normal. Das ist dein Körper. Du hast nur den einen.
Trotz deiner Imperfektionen bist du perfekt wie du bist.
Mit jedem Tag fühlte ich mich wohler in meiner Haut. Ich lief ungeschminkt mit kurzen Hosen durch die Gegend, im Jumpsuit ohne Brille.
Es war bequem, es war scheißegal wie es aussah. Gerade bei der Sommerhitze muss man abwägen, sich in langen Klamotten zu Tode schwitzen oder etwas Luftiges anziehen, was den Wohlfühlfaktor erheblich erhöht.
Trotz aller Unsicherheiten; das war es absolut wert. Ich würde den Spaß den ich auf der Studienfahrt hatte nicht missen wollen.
Ich habe eben diesen Körper, wenn er mich stört, kann ich immer noch mehr Sport machen. Alles halb so wild. Ich bin gesund, munter, im Kopf vielleicht etwas angeknackst aber nichts schwerwiegendes. Ich will mein Leben doch leben. Wenn ich mich jetzt im Spiegel ansehe, sehe ich eine kurvige Person, kein Walross, kein Aussätziger. Ich will nicht sagen, dass ich komplett „geheilt“ bin und diese Unsicherheiten werden schnell zurückkommen, das weiß ich. Ich weiß aber auch, dass ich einen Schritt in die richtige Richtung gemacht habe.
Wenn du das nächste Mal darüber nachdenkst, das Frühstück oder Abendessen auszulassen oder bei 30°C ein langärmliges Shirt anziehst, denke an meine Worte.
Du bist schön. Du bist es Wert. Du wirst geliebt. Du darfst geliebt werden, so wie du bist.
Zur Auflockerung noch ein wichtiges Video von dem Herzchen Emilia Clarke. Einfach mal anschauen, Worte verinnerlichen.
„You’re not as fat as you think you are.“
Die Khaleesi muss es ja wissen.
♥
Schön geschrieben und ich freu mich, dass Du am Ende dann doch noch viel Spaß auf der Fahrt hattest 🙂
Juhu. Was zum Lesen. 😀
Ich freue mich, dass dir deine Fahrt nach Kroatien gefallen hat und, dass du dabei noch eine wichtige Erkenntnis gefunden hast, auch wenn das wirklich schwer zu begreifen ist.
Zumindest zum ersten Teil kann ich ja ganz kurz meine Erfahrung zu meiner Studienfahrt vor 2 Jahren niederschreiben. Ich bin nämlich ein bisschen neidisch auf deine Fahrt. 😀
Unsere Fahrt mit dem Englisch-LK sollte, wie sollte es anders sein, in ein englisch-sprachiges Land sein. Zur Auswahl standen dabei Malta, England oder Irland. Obwohl sich die Mehrheit für England ausgesprochen hatte, ging es für uns nach Dublin. Schon die Organisation war ein riesiges Chaos und man hat uns die Informationen nur spärlich übermittelt. Die Kosten wurden uns erst wenige Wochen vor der Abreise mitgeteilt. Und gleichzeitig auch die Information, dass wir einen Billigflieger nehmen würden und somit nur Handgepäck mitführen können. Das war für mich noch das geringste Problem, denn Kleidung für 4 Tage kann man durchaus ins Handgepäck komprimieren.
Wir flogen mit zwei Kursen. Der erste Kurs sollte am Montagvormittag fliegen und dann am Freitagvormittag zurück. Mein Kurs entsprechend nachmittags.
Aufgrund der Tatsache, dass ich der Einzige aus meinem Zimmer gewesen bin, der aus dem zweiten Kurs stammt, hatte ich auf die Bettenaufteilung entsprechend wenig Einfluss. Natürlich blieb mir ausgerechnet das Bett direkt gegenüber der Tür.
Das Hostel, in dem wir untergekommen waren, sah von außen und im Eingangsbereich richtig super aus, während der Rest doch eher unkomfortabel gewesen ist.
Das Gebäude lag unter eine Brücke einer hoch frequentierten Eisenbahnstrecke und gegenüber befand sich eine Kneipe für günstigen Vollrausch und gratis dazu den Anblick von Amateur-Kämpfern im Suff mit Krankenhausgarantie. Darüber hinaus verfügten die Zimmer über keinen Nassbereich, so dass es einen Bereich für das gesamte Stockwerk gab. Über 40 Personen mussten sich drei Waschbecken, drei Toiletten und zwei Duschen teilen. Der morgendliche Stau war bereits vorprogrammiert. Außerdem ließ sich die Zimmertür nicht leise schließen und ein Verlassen des Zimmers hatte unweigerlich zur Folge, dass man schlagartig von sechs Augenpaaren angestarrt wurde. Das im Preis enthaltene Frühstück war karg und bestand aus labbrigem Weißbrot und zwei Sorten viel zu süßer Konfitüre oder einer Sorte Frühstücksflocken mit Milch. Dazu Tee oder Kaffee.
Unser Wochenprogramm war übertrieben voll. Der Dienstag begann mit einer Stadtführung, die hauptsächlich darin bestand, dass wir durch die Stadt gerannt sind und man uns nicht einmal etwas über die Geschichte der Gebäude erzählt hat. Am Rathaus hat man uns die Öffnungszeiten genannt und wir sind weiter gelaufen. Danach haben wir uns ein mittelalterliches Gefängnis angesehen und das war vermutlich das Highlight unseres Programms, auch wenn wir für eine 45-minütige Führung insgesamt drei Stunden Fuß- und Fahrweg auf uns genommen haben.
Am Mittwochvormittag hatten wir tatsächlich drei Stunden Freizeit und durften uns durch die Innenstadt bewegen, was eine dankbare Abwechslung vom Vortag gewesen ist, bevor wir gegen Mittag eine Kunstgalerie besucht haben. Diese lag am anderen Ende der Stadt und anstatt uns ein günstiges Tagesticket für Gruppen kaufen zu dürfen, sind wir dort zu Fuß hingelaufen. Wie sich später herausgestellt hat, ist der geplante Programmpunkt für den Nachmittag ausgefallen und man wollte uns beschäftigen. Der Kochabend war miserabel, da die Küche des Hostels in einem furchtbaren Zustand war und sich nicht einmal Nudeln kochen ließen. Letztlich blieb uns nichts anderes übrig als Toastbrot mit kalter Tomatensoße zu essen. Des Weiteren hat man uns versprochen, dass wir als Ausgleich dafür, dass wir nach 22 Uhr im Hostel sein müssen, den Aufenthaltsraum im Keller nutzen dürfen. Doch der Lehrer des anderen Kurses hat dem nicht zugestimmt und es wurde ab 22 Uhr Nachtruhe angeordnet, während er den Flur überwacht hat. Nicht, dass wir nicht trotzdem einen Weg in den Keller gefunden haben, aber sich so über bestehende Absprechen hinweg zu setzen, ist, ganz vorsichtig ausgedrückt, völlig für den Anus.
Der Donnerstag war einem Wandertag gewidmet und wir sind mit der Bahn auf die Halbinsel Howth gefahren, die tatsächlich einen Ausflug wert gewesen wäre. Doch statt einer Besichtigung des schicken Hafenstädtchens, wurde uns erst auf der Fahrt gesagt, dass wir die Insel fußläufig umrunden würden. Nachdem wir den über 10 Kilometer langen Wanderweg endlich hinter uns gebracht haben und wieder am Startpunkt angekommen sind, sollte der letzte gemeinsame Abend in einem Pub verbracht werden. Das Geld, das durch den Ausfall des Programmpunktes am Vortag gesparte Geld, sollte in ein Abendessen im Pub investiert werden. Scheinbar war die Ersparnis recht gering, denn auf dem Rückweg nach dem erstaunlich kurzen Pub-Besuch war ein Besuch im Schnellrestaurant Pflicht.
Da am Freitagmorgen für den ersten Kurs bereits Abreise war, hab ich mich gar nicht erst schlafen gelegt. Schließlich war ich der Einzige aus dem Zimmer, der am Nachmittag abreisen würde. Ich bin also wach geblieben und habe die Anderen verabschiedet, bevor sie sich auf den Weg zum Flughafen gemacht haben. Danach habe ich die längste Zeit am Stück schlafen können, da ich das gesamte Zimmer für mich allein hatte.
Um die Zeit zu überbrücken, bis unser Flug am Abend ging, wurde vorgeschlagen, dass wir noch einmal durch die Innenstadt streifen und die Zeit gemütlich hinter uns bringen. Aber auch diese Abstimmung wurde zunichte gemacht, als von der Seite der Lehrer beschlossen wurde, dass wir in ein Museum fahren. Normalerweise findet sich bei allen Museen irgendetwas, das man positiv hervorheben kann, auch, wenn man sich nicht für das Thema interessiert, aber ich möchte behaupten, dass ich im langweiligsten Museum gewesen bin, das ich kenne.
Insgesamt möchte ich positiv hervorheben, dass ich mich entgegen aller Sorgen, die ich im Vorfeld hatte, mit den Zimmergenossen aus dem anderen Kurs wunderbar verstanden habe und sogar einen langwierigen Streit beilegen konnte.
Gleichzeitig war ich negativ überrascht, wie sehr der Lehrer des anderen Kurses Einfluss auf uns genommen hat und sogar meine Lehrerin mehr oder weniger entmündigt hat. Sie hat mir in einem späteren Gespräch von seiner Dominanz berichtet und sich bei uns allen entschuldigt, dass es nicht „ganz so gelaufen ist, wie es sollte“.
Letztlich sind mir eher die Menschen aus meiner Jahrgangsstufe gut in Erinnerung geblieben und das war mir wichtig, dennoch möchte ich das nicht wiederholen.
So viel zu „ganz kurz“. Ähm… Schuldigung. Ich bin sofort weg. 😀